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Trigeminusneuralgie: Prüfungsfragen für Heilberufe

Die Trigeminusneuralgie ist häufig Gegenstand von mündlichen aber auch schriftlichen Prüfungen. Mit dieser Seite sollen gleich mehrere Ziele verfolgt werden: es soll die Anatomie des Trigeminus noch einmal wiederholt werden. Ziel dieser Seite ist aber im Besonderen, Sie mit dem speziellen Krankheitsbild der Trigeminusneuralgie vertraut zu machen.

Wenn Sie die Fragen zur Trigeminusneuralgie  im Prüfungs-Modus beantworten wollen, so können Sie durch Anklicken der unten stehenden Schaltfläche zunächst alle Antworten verbergen:

 

Was ist eine Trigeminusneuralgie? 

Bei einer Trigeminusneuralgie kommt es zu ganz kurzzeitigen (meist nur wenige Sekunden dauernden) äußerst heftigen Gesichtsschmerzen infolge einer Reizung des Nervus trigeminus.

Sie haben oben gelernt, dass die Trigeminusneuralgie ein äußerst heftiger, kurzzeitiger Schmerz im Versorgungsgebiet des Nervus trigeminus ist!

 

Formulieren Sie diesen Sachverhalt unter Verwendung der für den Nervus trigeminus gebräuchlichen Nummerierung der Hirnnerven nochmals aus!

Die Trigeminusneuralgie ist äußerst heftiger, kurzzeitiger Schmerz im Versorgungsgebiet des V. Gehirnnerven.

 

Welche Region wird vom Nervus trigeminus (V. Gehirnnerv) versorgt?

Der Nervus trigeminus versorgt das Gesicht. Der Nervus trigeminus ist - wie alle Gehirnnerven - paarig.
Sie könnten auch sagen, der rechte Nervus trigeminus versorgt die rechte Gesichtshälfte und der linken Nervus trigeminus versorgt die linke Gesichtshälfte.

 

 

 

Welche drei Hauptäste werden am Nervus trigeminus unterschieden?

Am Nervus trigeminus unterscheidet man folgende drei Hauptäste:

Ramus ophtalmicus,
Ramus maxillaris,
Ramus mandibularis

in der obigen Aufzählung werden die drei Hauptnerven von cranial nach kaudal aufgezählt.

Trigeminus

Zur Wiederholung werden in obiger Abbildung die sensiblen Versorgungsgebiete der drei Trigeminusäste noch einmal dargestellt. Beantworten Sie, mit Unterstützung der Abbildung die Frage, welcher Gesichtsteil vom Ramus ophtalmicus des Nervus Trigeminus versorgt wird?

Der Ramus ophtalmicus versorgt sensibel die Schläfe, die Stirn, das Auge und den Nasenrücken.

 

Leiten Sie nun anhand des Fachausdrucks - Ramus maxillaris - ab, dass dieser Hauptast des Nervus trigeminus besonders die Region des Oberkiefers sensibel versorgt!

Der aus der Anatomie stammende Fachausdruck Maxilla steht für Oberkiefer.
Es lässt sich bei Kenntnis dieses anatomischen Fachausdrucks sofort verstehen, dass der Ramus maxillaris sensibel die Region des Oberkiefers innerviert. (In obiger Abbildung ist das Versorgungsgebiet des Ramus maxillaris in einer rosa Farbe dargestellt)

 

Welcher Fachausdruck wird in der Anatomie für den Unterkiefer verwendet?

Der Unterkiefer heißt in der Anatomie Mandibula.
Aus dem Fachbegriff Ramus mandibularis können Sie nun unmittelbar ableiten, dass dieser Hauptast des Nervus trigeminus die Region im Bereich des Unterkiefers sensibel versorgt. (In obiger Abbildung ist der genaue Bereich in gelber Farbe hervorgehoben).

 

Welche Hauptäste des Nervus trigeminus sind am häufigsten von einer Trigeminusneuralgie betroffen?

Am häufigsten von einer Trigeminusneuralgie betroffen ist der zweite Hauptast des Nervus Trigeminus, der Ramus maxillaris.
Geringfügig seltener betroffen ist der dritte Hauptast des Nervus trigeminus, der Ramus mandibularis.
Der Ramus ophtalmicus ist von einer Trigeminusneuralgie nur relativ selten betroffen.

 

 

Ein Patient berichtet Ihnen, dass er starke Schmerzen im Bereich des Oberkiefers hat, die über viele Stunden des Tages anhalten und aufgrund derer er auch manchmal nachts wach wird. Ist es wahrscheinlich, dass dieser Patient an einer Trigeminusneuralgie leidet?

Nein! Sie haben bereits oben gelernt, dass die Trigeminusneuralgie ein äußerst heftiger, kurzzeitiger Schmerz im Versorgungsgebiet des Nervus trigeminus ist!
Charakterisiert man den Schmerz der Trigeminusneuralgie noch weiter, so ist zu sagen, dass die Schmerzen meist nur für wenige Sekunden andauern. Selten dauern die Schmerzen einmal einige wenige Minuten. Schmerzen bei Trigeminusneuralgie kommen so gut wie nie im Schlaf vor!

 

Ein Patient berichtet Ihnen, dass er heftigste Schmerzen sowohl im Oberkiefer als auch auf der gleichen Seite im Unterkiefer habe. Er schildert, dass diese Schmerzattacken nur 1 bis 2 Sekunden andauern, aber dass die einzelnen Schmerzattacken über mehrere Stunden gehen können. Ist es wahrscheinlich, dass dieser Patient unter einer Trigeminusneuralgie leidet?

Ja! Die Trigeminusneuralgie kann mehrere der Hauptäste des Nervus trigeminus betreffen.
So zum Beispiel bei dem zuletzt genannten Patienten den Ramus maxillaris und den Ramus mandibularis. Jede einzelne der Schmerzattacken einer Trigeminusneuralgie dauert wenige Sekunden.
Über Stunden können sich jedoch recht viele einzelne Schmerzattacken entwickeln . Andere Patienten hingegen haben einzelne Schmerzattacken über Tage verteilt. Manchmal werden die Schmerzattacken auch von Wochen oder Monaten der Schmerzfreiheit unterbrochen. 

 

Kann der Schmerz bei einer Trigeminusneuralgie auch an beiden Gesichtshälften auftreten?

Ja! Eine beidseitige (bilaterale) Trigeminusneuralgie ist jedoch selten.
Weniger als 3 % der Betroffenen haben eine bilaterale Trigeminusneuralgie.  

Sie lesen in einem Lehrbuch, dass man bei der Trigeminusneuralgie manchmal auch vegetative Begleiterscheinungen findet.

 

 

 

Können Sie erschließen, was mit vegetativen Begleiterscheinungen gemeint ist? 

Im Zusammenhang mit der Trigeminusneuralgie beobachtet man manchmal Hautrötungen in dem von der Neuralgie betroffenen Nervenast. Es kommt aber auch zu Stimulierung von Drüsen im Gesichtsbereich.
Dabei kann es zu Sekretion der Tränen-, Nasen- oder Speicheldrüsen kommen.

 

In einer mehrere Jahrhunderte zurückliegenden Beschreibung eines wohlhabenden Patienten mit Trigeminusneuralgie wird ausgeführt, dass der (wohlhabende) Mann letztlich verhungert ist. Können Sie diese - für einen wohlhabenden Mann - merkwürdige Todesursache mit der Trigeminusneuralgie erklären?

Um die obige Krankengeschichte zu verstehen, sollte man wissen, dass die extrem starken Schmerzattacken bei der Trigeminusneuralgie oft einen Auslöser haben.
Als Auslöser können wirken: Kauen, Sprechen, Schlucken, Zähneputzen, Berührung im Gesicht, kalter Luftzug, Bewegungen der Gesichtsmuskulatur.
Wenn man diese Auslöser kennt, so wird verständlich, dass manche Patienten nicht mehr kauen oder nicht mehr die Zähne putzen wollen.
Andere Patienten, deren Neuralgie durch kalten Luftzug entsteht, gehen nicht mehr nach draußen.
Aufgrund dieser sehr einschränkenden Umstände und der starken Schmerzattacken, leiden nicht wenige Trigeminus-Patienten an Depressionen. Die Suizidrate ist bei diesem Krankheitsbild deutlich erhöht!

 

Eine 20-jährige Patientin berichtet Ihnen über Schmerzen im Bereich des Oberkiefers, die für wenige Sekunden andauern. Die junge Frau schildert weiter, dass sie zwischen einzelnen Schmerzattacken im Bereich des betroffenen Oberkiefers Missempfindungen verspüre. Handelt es sich bei dem geschilderten Krankheitsbild um eine idiopathische Trigeminusneuralgie? 

Nein! Um die Frage vollständig zu beantworten, muss man zunächst wissen, dass bei der Trigeminusneuralgie eine idiopathische Trigeminusneuralgie von einer symptomatischen Trigeminusneuralgie unterschieden wird. Bei einer idiopathischen Trigeminusneuralgie ist der Patient (Patientin) meist über 40 J.
Kennzeichnend für die idiopathische Trigeminusneuralgie sind die nur wenige Sekunden dauernden Schmerzattacken.
Zwischen den einzelnen Schmerzattacken sind die Betroffenen vollständig beschwerdefrei!
Hingegen können bei symptomatischen Trigeminusneuralgien zwischen den einzelnen Anfällen noch Taubheitsgefühle oder Missempfindungen fortbestehen.

 

Welche Grunderkrankungen sollten im Zusammenhang mit einer symptomatischen Trigeminusneuralgie besonders in Betracht gezogen werden.

Bei einer symptomatischen Trigeminusneuralgie sollte man besonders an eine Multiple Sklerose (Enzephalitis disseminata) oder an einen Gehirntumor denken.

 

Was bedeutet im strengen Sinne des Wortes die Bezeichnung idiopathische Trigeminusneuralgie?

Der Begriff idiopathisch wird in der Medizin stets verwendet, wenn man eine tiefere Ursache für die Erkrankung nicht kennt.  

An der Bezeichnung idiopathische Trigeminusneuralgie gibt es gerade in jüngerer Zeit sehr berechtigte Kritik. Vorgeschlagen wird, den Begriff idiopathische Trigeminusneuralgie durch die Bezeichnung klassische Trigeminusneuralgie zu ersetzen.

 

Können Sie erschließen, warum man besser von klassischer Trigeminusneuralgie als von idiopathischer Trigeminusneuralgie sprechen sollte?

Die Ursache der früher als idiopathische Trigeminusneuralgie genannten Erkrankung ist heute weitgehend bekannt.
Bei der überwiegenden Zahl der Patienten mit idiopathischer (klassischer) Trigeminusneuralgie findet sich ein krankhafter Kontakt zwischen einer Arterie für den Hirnstamm (Arteria cerebelli superior) und der Wurzel des Nervus Trigeminus.

 

Können Sie erklären, warum ein solcher pathologischer Kontakt zwischen einer Arterie und dem Nervus trigeminus zu derart schmerzhaften Neuralgie im Versorgungsgebiet des Nervus trigeminus führt? 

Eine Arterie dehnt sich rhythmisch mit jeder Systole des Herzens aus. (Diesen Effekt können Sie beim Tasten des Pulses fühlen). Liegt die Arterie dem Nerv auf und kann – wie dies innerhalb des Schädels der Fall ist – der Nerv den Pulsationen der Arterie nicht ausweichen, so entsteht langfristig ein Druckschaden im Nerv.

Die Trigeminusneuralgie wird primär konservativ mit Medikamenten – zum Beispiel Carbamazepin – behandelt. Bei Versagen der konservativen Therapie muss eine operative Behandlung erwogen werden. Das Prinzip einer der möglichen operativen Behandlung besteht darin, zwischen der pulsierenden Arterie und der Wurzel des Nervus trigeminus ein Stück Gewebe einzusetzen, sodass der Nerv nicht den ständigen Pulsationen der Arterie ausgesetzt ist.

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