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Magen

Fragen zum Magen, sei es Aufbau, sei es Funktion, begegnen uns in medizinischen Examina in vielfältigster Weise. So kann man direkt gefragt werden:

Wo wird die Salzsäure des Magens produziert?

In den Belegzellen der Mucosa des Magens

Man kann aber auch sehr indirekt fragen, z. B.:  Erklären Sie, wie eine perniziöse Anämie zustande kommt.

Die Speiseröhre, der Ösophagus ist unterhalb des Zwerchfells nur noch wenige Zentimeter lang. Dann geht der Ösophagus über in den Magen. Diese Übergangszone zwischen Ösophagus und Magen nennt man die Kardia.

Wir betrachten den Aufbau des Magens weiter.

Wenn die Speise in der Kardia angekommen ist, verteilt sie sich im Magen. Der Magen zeigt folgende Abschnitte: Neben der Kardia findet sich der Magenfundus. Beim stehenden Menschen ist der Magenfundus etwas oberhalb der Kardia gelegen. Ein wesentlicher Teil des Magens wird vom Korpus gebildet.

·         Blausen.com staff (2014). "Medical gallery of Blausen Medical 2014". WikiJournal of Medicine 1 (2). DOI:10.15347/wjm/2014.010ISSN 2002-4436.

Der Korpus verjüngt sich dann etwas zum Antrum des Magens.

Das Antrum geht dann über in eine besonders wichtige Struktur, den Magenpförtner oder Pylorus genannt.

Jenseits des Pylorus erreicht die Speise den Zwölffingerdarm oder das Duodenum.

In der medizinischen Fachterminologie wird der Magen als Gaster oder als Ventriculus bezeichnet. Krankheiten wie chronische Gastritis oder Ulcus ventriculi leiten sich vom Namen daher ab.

Die Funktion des Magens ist eine recht vielfältige. Sie besteht zum einen in der Speicherung der Nahrung. Der Magen hat hier ein Fassungsvermögen von ca. 1,5 Liter.

Neben der Speicherung des Magens findet im Magen aber auch eine weitere Zerkleinerung der Nahrung und Durchmischung der Nahrung statt. Ganz wichtig ist eine weitere Funktion des Magens, und  zwar die Produktion der Salzsäure und des Intrinsic-Faktor.

 Die Salzsäure des Magens führt zu einem extrem sauren Milieu im Magen. Der pH-Wert des Magens liegt noch etwas unter 2.

 

 

 

Noch einmal kurz zur Erinnerung: Der pH-Wert ist ein Maß für den Gehalt von Wasserstoff plus Ionen. Der pH-Wert gibt eine gute Orientierung, ob ein saures oder ein alkalisches Milieu bestehen. So ist der pH-Wert des Blutes mit etwa 7,4 ein Indikator dafür, dass ein leicht alkalisches Milieu besteht. Der pH-Wert von 2 oder noch tiefer im Magen zeigt ein extrem saures Milieu an.

Der Magen zeigt die gleiche Schichtung wie auch alle anderen Verdauungshohlorgane. Im Inneren findet man die Schleimhaut oder Mukosa. Unmittelbar unter der Schleimhaut liegt die Submukosa, dann kommt eine im Magen besonders stark ausgeprägte Muskelschicht, die Muscularis und ganz außen liegt die Adventitia.

Noch eine Bemerkung zur Lage des Magens: Der Magen liegt intraperitoneal, also im Bereich der Bauchhöhle. Er liegt im Wesentlichen auf der linken Seite des Körpers. Der Bereich von Antrum und Pylorum geht jedoch auch rechts über die Mittellinie hinaus.

Ganz wichtig ist der spezielle Aufbau der Mukosa. Hier findet sich feingeweblich, also histologisch, ein Zylinderepithel. In diesem Zylinderepithel kann man vier verschiedene Zelltypen unterscheiden:

Erstens die Belegzellen. Die Belegzellen produzieren Salzsäure und ganz wichtig auch den Intrinsic-Faktor.

Der zweite Zelltyp heißt Hauptzelle. In den Hauptzellen des Magens werden die eiweißspaltenden Enzyme Pepsinogen und Pepsin gebildet.

Der dritte Zelltyp der Mukosa des Magens sind die Nebenzellen. Die Nebenzellen produzieren einen muzinhaltigen Magenschleim.

Dieser muzinhaltige Magenschleim ist ein zwingend notwendiger Schutz vor der Selbstverdauung des Magens. Sowohl die aggressive Salzsäure aus den Belegzellen als auch die eiweißspaltenden Enzyme, wie beispielsweise Pepsin aus den Hauptzellen, würden ohne das Muzin zu einer Selbstverdauung des Magens führen. Letztlich besteht ja auch der Magen aus Eiweißen, Kohlenhydraten und Fetten.

 

Dieses Muzin ist ein ganz wichtiger Schutz vor der Selbstverdauung. Ist das Gleichgewicht zwischen der Salzsäure und dem Pepsin einerseits und dem Muzin gestört, so kommt es zur Entwicklung von Magengeschwüren oder in der leichteren Form zur Entwicklung einer Gastritis.

An dieser Stelle ein kleiner Hinweis . Das Ulcus ventriculi, also das Magengeschwür, ist gekennzeichnet durch einen Sofortschmerz nach Nahrungsaufnahme.

Im Antrum und im Pylorus findet sich ein 4. Zelltyp der Mukosa: Die G-Zellen.

Die G-Zellen produzieren das Gewebe-Hormon Gastrin. Gastrin steigert die Beweglichkeit des Magens. Es stimuliert die Hauptzellen und die Belegzellen und führt dadurch zur vermehrten Bildung von Pepsin und Salzsäure.

Bleiben wir aber zunächst mal bei der Funktion. Ich möchte, weil dies so prüfungsrelevant ist, besonders auf den Intrinsic-Faktor eingehen.

Der Intrinsic-Faktor ist ein Eiweiß, er wird in den Belegzellen des Magens gebildet. Die Bedeutung des Intrinsic-Faktors kann gar nicht hoch genug bewertet werden. Im terminalen Ileum – kleiner Einschub: Das terminale Ileum ist die letzte Strecke des Dünndarms vor seiner Einmündung in den Dickdarm – also in diesem terminalen Ileum wird nur, wenn der Intrinsic-Faktor vorhanden ist, das Vitamin B12 resorbiert. Das Vitamin B12 ist ein zwingend notwendiger Faktor zur Blutbildung.

Fehlt das Vitamin B12, kommt es zu einer ganz besonderen Form einer Anämie, also einer Blutarmut. Diese Form der Anämie nennt man perniziöse Anämie. Neben den Symptomen eines Blutmangels, also einer Anämie, findet sich bei dieser Anämieform auch eine Vielzahl neurologischer Symptome, wie schmerzhafte Missempfindungen, eine rote, brennende Zunge und, auch ganz charakteristisch, eine strohgelbe Hautfarbe.

Eine solche perniziöse Anämie findet man beispielsweise nach Teil- oder Totalentfernungen des Magens. Man findet sie aber auch in einem besonderen Typ der chronischen Gastritis und dies ist an dieser Stelle besonders wichtig.

 

Es gibt drei verschiedene Typen der chronischen Gastritis.

Der häufigste Typ, B, ist bedingt durch ein Bakterium, das Helicobacter pylori. Der Typ C ist auch weit verbreitet, er entsteht durch chemische Noxen wie beispielsweise Medikamente, die die Magenschleimhaut beeinträchtigen, das sind die Acetylsalizylsäure, bekannt als Aspirin, nicht steroidale Antirheumatika wie beispielsweise Diclofenac oder Ibuprofen, aber auch Alkohol und Nikotin.

Bei dieser speziellen Gastritis, die ich herausstellen möchte, liegt eine Autoimmungastritis vor. Diese Gastritis wird auch Typ A-Gastritis genannt. Durch Autoimmunprozesse kommt es zur Bildung von Antikörper gegen Belegzellen. Ich erinnere noch einmal: Belegzellen produzierten die Salzsäure und den Intrinsic-Faktor.

Wird nun die Zahl der Belegzellen im Magen durch die Antikörper wesentlich reduziert, so resultieren zwei klinische Symptome:

Im Magen selbst hat man eine Anazidität, das heißt, der pH-Wert steigt ganz wesentlich an, Salzsäure fehlt. Die Folge dieser Anazidität ist, die wichtigste Funktion der Salzsäure, nämlich die Desinfektion der Nahrung, kann nicht mehr gewährleistet werden. Es besteht das erhöhte Risiko der Bildung eines Magenkarzinoms.

Diese Autoimmungastritis hat jedoch auch noch eine völlig andere Wirkung besonders, wenn sie längere Zeit besteht. Bei dieser Autoimmungastritis oder Typ A-Gastritis, wird nicht nur keine Salzsäure, sondern da nur noch wenig Belegzellen funktionstüchtig sind, auch nur noch in geringem Maße oder gar nicht mehr der Intrinsic-Faktor gebildet.

Die Folge: Trotz Vitamin B12 in der Nahrung fehlt die Resorption des Vitamin B12 im terminalen Ileum. Das Resultat ist die perniziöse Anämie.

multiple choice Fragen zum Magen

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