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Morbus Reiter: Basiswissen für Heilberufe

Der Morbus Reiter ist häufig Gegenstand mündlicher oder schriftlicher Prüfungen. Im Zusammenhang mit dem Morbus Reiter kann das grundlegende Verständnis vieler medizinischer Begriffe – wie zum Beispiel reaktive Arthritis – abgefragt werden.

Wenn Sie die Fragen zum Morbus Reiter im Prüfungs-Modus beantworten wollen, so können Sie durch Anklicken der unten stehenden Schaltfläche zunächst alle Antworten verbergen:

 

Der Morbus Reiter ist eine besondere Form der reaktiven Arthritis.

 

Was versteht man unter dem Begriff einer reaktiven Arthritis?

Von einer reaktiven Arthritis spricht man, wenn eine Gelenkerkrankung im Zusammenhang mit einer Entzündung in einem anderen Körperabschnitt auftritt.
In den von einer reaktiven Arthritis betroffenen Gelenken selbst, lassen sich dabei keine Erreger (zum Beispiel Bakterien) nachweisen. Dennoch kann das erkrankte Gelenk alle Zeichen einer Entzündung – wie zum Beispiel Schwellung, Überwärmung und Funktionsstörungen – aufweisen.

Bei einem Morbus Reiter kann einige Wochen vor Auftreten der Gelenkveränderung (der reaktiven Arthritis) eine Darminfektion vorausgegangen sein.

 

Vermögen Sie zu erklären, wie es möglich ist, dass eine Infektion im Darm Wochen später zu Gelenkschwellungen führen kann? 

Spezielle Eiweiße der Erreger (Antigene) werden über den Blutweg auch in die Gelenksschleimhaut verschleppt.
In der Gelenksschleimhaut (Synovialis) werden diese Erregeranteile (Antigene) vom Körper bekämpft und es entsteht eine Entzündungsreaktion mit Gelenkschwellungen und in schweren Fällen auch eine Zerstörung des Gelenkes.
Auf die Frage, was ist eine reaktive Arthritis können wir also antworten: eine reaktive Arthritis ist eine Entzündungsreaktion in einem Gelenk, die durch eine Infektion an anderer Körperstelle verursacht wird und bei der im Gelenk selbst keine Erreger nachweisbar sind!

 

Bei einem Morbus Reiter entsteht die reaktive Arthritis aber nicht nur nach einer vorausgegangenen Infektion im Darm. Infektionen in welcher Körperregion, führen noch gehäuft zu einem Morbus Reiter.

Infektionen der Harnröhre.
Wir merken uns: bei etwa 1% bis 4 % der Patienten mit einem Darminfekt oder mit einem urogenitalen Infekt, entwickelt sich Wochen später als Komplikation ein Morbus Reiter.

 

 

 

Welche Erreger verursachen dabei oft den intestinalem Infekt (Darminfekt) oder den Infekt in den Harnwegen (urogenitaler Infekt)?

  •   Häufig wird die Infektion durch Chlamydien verursacht.

  • Aber auch andere Krankheitserreger - wie unter anderem Salmonellen oder Yersinien - kommen besonders bei Darminfektionen in Betracht.

 

Bei einem klassischen Fall eines Morbus Reiter kommt es zu einer Trias von Symptomen. Nennen Sie die drei klassischen Symptome (Trias) beim Morbus Reiter.

Im klassischen Fall des Morbus Reiter finden wir folgende 3 Symptome:

   reaktive Arthritis (Gelenkschwellung)
   Urethritis
   Konjunktivitis/Uveitis.

Am Auge findet man beim Morbus Reiter eine Konjunktivitis und /  oder eine Uveitis.

Die Konjunktivitis ist eine Entzündung der Bindehaut am Auge. Die Abbildung zeigt eine typische Entzündung der Bindehaut (Konjunktivitis).

Konjunktivitis

 

 

 

 

 

 

 

Was versteht man unter einer Urethritis?

Urethritis bedeutet Entzündung der Harnröhre. Der Fachbegriff für die Harnröhre lautet Urethra und die Silbe …itis am Ende eines Wortes steht in der Medizin stets für Entzündung.

 

 

Können Sie erklären, was eine Uveitis ist? 

Eine Uveitis ist eine Entzündung der mittleren Augenhaut (Uvea), die aus der Aderhaut (Choroidea), dem Strahlenkörper (Corpus ciliare) und der Regenbogenhaut besteht.

 

 

Welche Gelenke sind beim Morbus Reiter meist von der Entzündung betroffen?

Besonders häufig sind beim Morbus Reiter von der reaktiven Entzündung die großen Gelenke wie Kniegelenk und Sprunggelenk betroffen. Dabei können diese Gelenke einen ausgeprägten Gelenkerguss und auch Rötungen aufweisen, so dass der betroffene Patient kaum noch gehen kann.

 

 

Mit welchem Fachausdruck wird das Betroffensein nur eines einzigen Gelenks bei einer Arthritis genannt?

Der Fachausdruck lautet Monarthritis.
Sind einige wenige Gelenke – zum Beispiel nur Knie, Schultergelenk, Sprunggelenk – von einer Arthritis betroffen, so bezeichnet man dies als Oligoarthritis.
Sind hingegen viele Gelenke betroffen, so wird dies Polyarthritis genannt.

 

Ist der Morbus Reiter mit Fieber verbunden?

Ja! Oft ist zu Beginn der Erkrankung ein Fieber vorhanden, dass sowohl kontinuierlich als auch schubweise verlaufen kann.

Durch die Gelenkschwellungen und das Fieber kann das Allgemeinbefinden eines Patienten beim Morbus Reiter erheblich beeinträchtigt werden.

 

Welche Symptome verursacht die Urethritis?

In Einzelfällen kann Urethritis – wie auch der Darminfekt – sehr diskret verlaufen.
Meist entwickelt sich jedoch die Urethritis als eine floride Entzündung mit einem seriösen bis schleimigem Ausfluss.
Nur bei einer zusätzlichen bakteriellen Infektion ist auch ein eitriger Ausfluss - ähnlich wie bei einer Gonorrhoe - zu erwarten. 

 

Welche Veränderungen können beim Morbus Reiter an der Mundschleimhaut auftreten?

Der Morbus Reiter kann zu Ulcerationen (Geschwüren) im Bereich der Mundschleimhaut führen.

Merke: der Morbus Reiter tritt nur im klassischen Fall mit den 3 Symptomen Urethritis, Konjunktivitis, Arthritis auf.
Vielfältig finden sich beim Morbus Reiter auch Veränderungen an der Haut oder an den Schleimhäuten. Auch kann es zu Schmerzen an der Achillessehne sowie am Fersenbein kommen.

 

Ein Schmerz an der Achillessehne oder am Fersenbein – wie er beim Morbus Reiter vorkommt – sollte auch an welche andere Krankheit denken lassen?

An den Morbus Bechterew !

 

 

 

Wie könnte man durch eine Laboruntersuchung den Morbus Reiter von einem Morbus Bechterew unterscheiden?

Wenn sie jetzt geantwortet haben, durch den Nachweis von HLA-B27-Antigen, so muss ich zunächst antworten, nicht schlecht gedacht, aber leider nicht richtig!
Wichtig ist, dass das HLA-B27-Antigen bei einem Morbus Bechterew mit etwa 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist.

"Leider" ist jedoch das HLA-B27-Antigen auch beim Morbus Reiter sehr häufig als positiv zu finden. Ca. 75-80 % der Fälle eines Morbus Reiters sind HLA-B27-Antigen positiv.
Die Differenzialdiagnose zwischen Morbus Bechterew und Morbus Reiter kann noch komplizierter werden, da es bei beiden Erkrankungen auch zu einer Entzündung zwischen Kreuzbein und die Darmbeinen (Sakroiliitis) kommen kann.

Eine labormäßige Unterscheidung zwischen Morbus Bechterew und Morbus Reiter wäre beispielsweise möglich durch den Nachweis von Chlamydien im einen Abstrich aus der Urethra (Harnröhre).

 

Welche Laborveränderungen sind - neben einem positiven Nachweis des HLA-B27-Antigens - bei einem Morbus Reiter noch zu erwarten?

Typisch für einen Morbus Reiter im Labor ist - neben dem HLA-B27-Antigen Nachweis - eine Erhöhung der Leukozyten, eine Steigerung der Blutsenkung (BSG) und eine Erhöhung des CRPs.

Ein Rheumafaktor lässt sich im typischen Fall eines Morbus Reiters nicht nachweisen. Man spricht daher auch im Zusammenhang mit einem Morbus Reiter von einer seronegativen Arthritis.

Beim Morbus Reiter unterscheidet man je nach Genese (Art der Entstehung) einen postvenerischen Morbus Reiter und einen postintestinalen Morbus Reiter.

 

Erklären Sie, was mit diesen beiden Bezeichnungen gemeint ist.

Von einem postvenerischen Morbus Reiter spricht man, wenn die Erkrankung sexuell übertragen wurde.

Von einem postintestinalen Morbus Reiter spricht man, wenn die Erkrankung nach einer Darminfektion auftritt.

 

Im Zusammenhang mit der Möglichkeit einer sexuellen Übertragbarkeit eines Morbus Reiters sollten Sie zwei Aspekte bedenken.

Welche zwei Aspekte sind hier gemeint?

1. alle sexuell übertragbaren Erkrankungen – so bestimmt es der Paragraph 24 des Infektions-Schutzgesetzes – dürfen nur vom Arzt behandelt werden.

2. bei einem sexuell übertragenen Morbus Reiter – meist durch Chlamydien – ist eine Antibiotikabehandlung des Patienten sinnvoll. Die Antibiotikabehandlung muss, um so genannte Pingpong-Infektionen zu vermeiden, aber auch eine Partnerbehandlung umfassen.

 

Welche Personen sind häufig von einem Morbus Reiter betroffen?

Häufig betroffen von einem Morbus Reiter sind junge Männer im Alter von 20-40 Jahren.

 

Welche Prognose hat der Morbus Reiter?

80-90 % aller Fälle mit einem Morbus Reiter heilen spontan innerhalb des 1. Jahres aus.
Im Falle eines chronischen Verlaufes ist die Behandlung mit nichtsteroidalen Antirheumatika und in schweren Fällen auch mit Cortisonpräparaten notwendig.

Um sich die Symptomatik beim Morbus Reiter zu merken, gibt es einen englischsprachigen Merkspruch und der lautet:
Can’t see, can’t pee, can’t climb a tree.

 

Erklären Sie die jeweiligen Symptome, die sich aus dem Merkspruch: "Can’t see, can’t pee, can’t climb a tree"  ableiten lassen!

Can’t see: bedeutet, dass der Patient wegen der Konjunktivitis (Bindehautentzündung) oder Uveitis schlecht sehen kann.

can’t pee:  bedeutet, dass der Patient wegen der Urethritis (Entzündung der Harnröhre nicht richtig pinkeln kann.

can’t climb a tree: bedeutet, dass der Patient aufgrund der Gelenkschwellungen infolge der reaktiven Entzündung nicht auf einen Baum klettern kann. 

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