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Morbus Perthes: Prüfungsfragen für Heilberufe

Der Morbus Perthes ist häufig Gegenstand von schriftlichen und mündlichen Überprüfungen. Dies verwundert auch nicht, da die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) des Morbus Perthes 1 Erkrankungsfall auf 1200 Personen beträgt.

Wenn Sie die Fragen zum Morbus Perthes im Prüfungs-Modus beantworten wollen, so können Sie durch Anklicken der unten stehenden Schaltfläche zunächst alle Antworten verbergen:

 

Was versteht man unter einem Morbus Perthes? 

Der Morbus Perthes ist eine ischämische (durchblutungsbedingte) Nekrose des Hüftkopfes im Kindesalter. 

 

Was versteht man unter einer Nekrose?

In der Medizin versteht man unter Nekrose das Absterben (meist) größerer Zellverbände.
Bezogen auf den Morbus Perthes bedeutet der Begriff ischämische Nekrose, dass das Knochengewebe des Hüftkopfes infolge einer Durchblutungsstörung abstirbt. 

 

Um den Morbus Perthes und seine Symptome genau verstehen zu können, müssen wir uns die Anatomie des proximalen (körpernahen) Ende des Oberschenkels in Erinnerung rufen.

In der Abbildung oben sind die wichtigsten anatomischen Strukturen am proximalen Femurende mit Ziffern bezeichnet.

Ordnen Sie allen Ziffern sowohl die deutschen als auch die lateinischen Fachbegriffe zu!

1 = Schenkelhals (Collum femoris)
2 = großer Rollhügel (Trochanter major)
3 = Oberschenkelkopf (Caput femoris) (im Klinikalltag auch Femurkopf genannt)
4 = kleiner Rollhügel (Trochanter minor)
5 = Oberschenkel (Femur)

 

 

 

Wir haben gelernt, dass der Morbus Perthes eine ischämische Nekrose des Hüftkopfs im Kindesalter ist. Mit welchem anderen Fachausdruck werden ischämische Nekrosen – zum Unterschied zu infektionsbedingten Nekrosen – auch noch genannt?

Aseptische Knochennekrosen  

Können Sie – neben dem Morbus Perthes – noch weitere Beispiele für eine aseptische Knochennekrose nennen?

Die folgende Aufzählung ist unvollständig. Genannt werden für den Alltag besonders wichtige aseptische Knochennekrosen:

Nekrose des medialen Ende des Schlüsselbeins = Morbus Friedrich
Nekrose des Oberarmknochens am Ellenbogen = Morbus Panner
Nekrose des Mondbeins (Handgelenk) = Lunatummalazie oder Morbus Kienboeck
Nekrose am proximalen vorderen Schienbein= Morbus Osgood-Schlatter
Nekrose des Kahnbeins der Fußwurzel =  Morbus Köhler I  

Worin liegt die Ursache des Morbus Perthes? 

Die Ursache des Morbus Perthes ist – wie die Ursache aller aseptischer Knochennekrosen – unbekannt.
Bei Morbus Perthes gibt es Anhaltspunkte für genetische Faktoren. Geschwister eines vom Morbus Perthes betroffenen Kindes tragen ein deutlich höheres Risiko als die übrige Bevölkerung.

 

In welchem Alter muss man mit einem Morbus Perthes rechnen?  

Der Altersgipfel des Morbus Perthes liegt bei 5-6 Jahren.
Der Morbus Perthes kommt lediglich im Alter zwischen 2-12 Jahren vor.

 

Sind Jungen und Mädchen von einem Morbus Perthes gleich häufig betroffen?

Nein! Die Erkrankungswahrscheinlichkeit ist bei Jungen viermal größer als bei Mädchen.

 

Bei welchen Symptomen sollten Sie bei einem Kind unbedingt an einen Morbus Perthes denken?

Die Symptome eines Morbus Perthes sind oft mild ausgeprägt. Die Kinder zeigen beim Gehen und Laufen ein leichtes Hinken.
Nicht selten werden die Schmerzen nicht im Hüftgelenk, sondern im Oberschenkel oder Knie angegeben!

 

Wir merken uns: Knieschmerzen oder ein Hinken (und auch Lauffaulheit) im Vorschulalter oder Grundschulalter, muss stets den Verdacht auf einen Morbus Perthes wecken! (Knieschmerzen begründen eine Röntgenuntersuchung der Hüfte!)  

Wenn man ein Kind mit Morbus Perthes untersucht, so sollte man welche Befunde prüfen?

  • Bei Untersuchung sollte man das betroffene Bein im Hüftgelenk abspreizen und drehen.

  • Die Abspreizfähigkeit ist auf der erkrankten Seite oft gemindert.

  • Ebenso gemindert ist die Drehbeweglichkeit. 

  • Man prüfe bei Verdacht auf einen Morbus Perthes stets das sogenannte Viererzeichen!

 

Was versteht man unter einem (positiven) Viererzeichen?  

Bei der Prüfung des Viererzeichens wird bei liegenden Patienten der Fuß des zu beurteilenden Beines, so an das Kniegelenk des anderen Beines gelegt, dass eine Beugung von ca. 45° im Hüft- und 90° im Kniegelenk entsteht.
Betrachtet man den Patienten nun von oben, so bilden die Beine eine “ 4 “. Die beiden Oberschenkel befinden sich dabei in einer Ebene.
Bei eingeschränkter Abduktionsfähigkeit – zum Beispiel bei einem Morbus Perthes oder auch bei Entzündungen im Hüftgelenk – weicht der Oberschenkel der kranken Seite nach ventral ab.
(Die Figur der 4 befindet sich dabei nicht mehr parallel zur Unterlage). Man spricht dann von einem positiven Viererzeichen.

 

Nochmals zur Vertiefung des Symptoms des Viererzeichen:

Viererzeichen bei Morbus Perthes

Beim Viererzeichen muss das Bein in die oben gezeigte Position gelegt werden.

Beim Morbus Perthes kann es auch zum Auftreten eines positiven Trendelenburg-Zeichens kommen. Erklären Sie, woran man das Trendelenburg-Zeichen erkennt! 

Das Trendelenburg-Zeichen ist positiv, sobald der Patient auf einem Bein stehend, sein Becken nicht in der Waage halten kann. Der Morbus Perthes liegt dann auf der Seite des Standbeins.


Beachten Sie in obiger Abbildung, dass der Hosenbund deutlich nach rechts abfällt. Das oben gezeigte Kind ist nicht in der Lage, beim Stand auf dem linken Bein das Becken in der Waage zu halten. (Die linke Seite ist die kranke Seite!)
Im Gehen erkennt man das Trendelenburg-Zeichen am Abkippen des Beckens zur gesunden Seite bei gleichzeitiger Beugung des Spielbeins in Hüfte und Knie. Es entsteht der Eindruck, als würde der Patient "watscheln".

 

Vermögen Sie sich aus der Muskellehre noch zu erinnern, welche Muskeln das Becken in der Waage halten?

Das sind der Musculus glutaeus medius und minimus.

 

Warum sollte bei nachgewiesener Morbus Perthes im Verlauf der Erkrankung auch stets die Gegenseite untersucht werden.?

Beim Morbus Perthes sind in etwa 20 % der Fälle – im Langzeitverlauf – beide Seiten betroffen.

In der obigen Abbildung sehen Sie das Röntgenbild der linken Hüfte bei einem Kind. Der rote Pfeil in obiger Abbildung markiert eine im Röntgenbild sichtbare Stelle, an der Sie unter anderem erkennen, dass es sich um das Röntgenbild eines Kindes handelt.

Wie wird die mit dem roten Pfeil markierte Stelle genannt?

Epiphysenfuge oder Wachstumsfuge

 

 

 

Im Röntgenbild der vorausgegangenen Frage ist ein Knochenabschnitt proximal der Epiphyse mit einem blauen Pfeil markiert.

Wie wird dieser Knochenteil genannt?

Epiphyse.

Bei Morbus Perthes beginnt die Erkrankung mit einer Durchblutungsnot (Ischämie) in der Epiphyse.

Welche Folgen hat dies?

Durch die Ischämie hört die Knochenneubildung an der Epiphyse und in der Wachstumsfuge auf.

 

Erklären Sie aus dem oben gelernten, warum es bei längeren Verlauf des Morbus Perthes auf der betroffenen Seite zu einer Beinverkürzung kommen kann!

Die nicht mehr durchblutete Epiphyse bricht infolge der Nekrose des Knochengewebes mittelfristig ein und der gesamte Oberschenkelknochen verkürzt sich hierdurch.
Man nennt dieses Stadium das Stadium der Fragmentation.

 

Wie wird der Morbus Perthes präzise diagnostiziert?

In den früheren Stadien des Morbus Perthes sieht man im Röntgenbild eine scheinbare Verbreiterung des Gelenkspaltes.
In den späteren Stadien sieht man zunächst eine Verdichtung des Femurkopfes und noch später eine schollige Auflösung des Femurkopfes.

 

Versuchen Sie aus dem bisher gelernten zu erklären, warum es in den frühen Stadien des Morbus Perthes zu einer scheinbaren Verbreiterung des Gelenkspaltes im Hüftgelenk kommt!

Der Morbus Perthes beginnt – wie wir bereits gelernt haben – mit einer Ischämie (Durchblutungsnot) in der Epiphyse des Oberschenkelknochens. Hier hört das Wachstum in der Epiphyse auf.
Der Knorpel des Femurkopfes wird jedoch – wie aller Gelenkknorpel – aus der Synovialflüssigkeit ernährt. (Erinnern Sie sich bitte aus der Anatomie, dass der Gelenkknorpel keine eigenen Blutgefäße haben!)
Bei Morbus Perthes wird aufgrund dieser Konstellation der Knorpel am Femurkopf weiterwachsen, während die darunterliegende Epiphyse das Wachstum einstellt. Hieraus resultiert ein scheinbar verbreiterter Gelenkspalt, da im Röntgenbild der Knorpel nicht sichtbar ist.

 

Wird der Morbus Perthes stets operativ behandelt?

Nein! Bei günstiger Prognose – zum Beispiel bei einem Kind unter 6 Jahren – genügt eine bloße Beobachtung.
Die Prognose beim Morbus Perthes ist dann als gut zu betrachten, wenn der Femurkopf vollständig von der Hüftpfanne (dem Acetabulum) überdacht ist.

 

Heilt der Morbus Perthes auch ohne Therapie?

Ja! Der Morbus Perthes zählt man zu den selbst heilenden Erkrankungen.
Die nicht mehr vitalen (nekrotischen) Knochenpartien werden in einem Verlauf von 2-4 Jahren durch vitalen Knochen ersetzt.

 

Was können Sie zu den Spätfolgen eines Morbus Perthes sagen?

Oft kommt es beim Morbus Perthes – nach dem er ausgeheilt ist – nach einer langen beschwerdefreien Zeit im Alter von 40 oder 50 Jahren zur Entwicklung einer Hüftgelenksarthrose. (Coxarthrose).
Mit der Entwicklung einer Coxarthrose ist dann zu rechnen, wenn der Femurkopf infolge der Nekrose seine kugelförmige Gestalt verliert und nicht mehr exakt in die Hüftpfanne (Acetabulum) passt.

 

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