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Nadelstichverletzungen: Prüfungsfragen für Heilberufe

Nadelstichverletzungen zählen zu den häufigsten Arbeitsunfällen, denen Menschen, die in einem Heilberuf ausgesetzt sind. Für einen medizinischen Laien ist der Notfall einer Nadelstichverletzung oft auf den ersten Blick überhaupt nicht zu erkennen. Dennoch kann eine Nadelstichverletzung tödliche Folgen haben!

Wie bei allen Notfällen ist eine unverzügliche sachgerechte Behandlung entscheidend, um die Möglichkeit schwerwiegende Folgen zu minimieren!

Wenn Sie die Fragen zu den Kanülenstichverletzungen im Prüfungs-Modus beantworten wollen, so können Sie durch Anklicken der unten stehenden Schaltfläche zunächst alle Antworten verbergen:

 

Wann spricht man genau von einer Nadelstichverletzung?

Nadelstichverletzungen sind jedwede Form einer Stich-, Schnitt oder Kratzverletzung mit scharfen oder spitzen Gegenständen (zum Beispiel Injektionsnadeln, Skalpell und dergleichen), die durch Patientenblut oder durch Körperflüssigkeiten eines Patienten verunreinigt sind.

 

Nennen Sie drei sehr gravierende (potenziell tödliche) Infektionen, die durch eine Nadelstichverletzung übertragen werden können!

Hepatitis-B-Infektion,
Hepatitis C Infektion,
HI-Virusinfektion.

 

Welche von den drei genannten gravierenden Virusinfektionen, die mit realistischem Risiko bei einer Nadelstichverletzung übertragen werden können, hat die größte Übertragungswahrscheinlichkeit?

Das ist die Hepatitis-B-Infektion.
Die Übertragungswahrscheinlichkeit eines Hepatitis-B-Virus bei einer Nadelstichverletzung beträgt ca. 30 %!
Die Übertragungswahrscheinlichkeit eines Hepatitis C Virus beträgt ca. 3 % und eines HI-Virus beträgt ca. 0,3 %

 

 

 

Welche Sofortmaßnahme ergreifen Sie, wenn Sie selbst eine Nadelstichverletzung erlitten haben oder ein Mitarbeiter (in) von einer Nadelstichverletzung betroffen ist?

  • Die Verletzung muss umgehend mit einem Desinfektionsmittel desinfiziert werden.

  • Sinnvoll ist es auch die Blutung – zumindest bei geringem Blutfluss – zu verstärken. (z. B. durch "Ausmelken" des Stiches an einer Fingerbeere).

Warum ist nach einer Nadelstichverletzung eine sofortige (!) Vorstellung beim Betriebsarzt bzw. beim Durchgangsarzt notwendig?

Die Dringlichkeit der Vorstellung beim Betriebsarzt bzw. beim D-Arzt ergibt sich daraus, dass die Übertragung von Krankheitserregern (Hepatitis-B-Virus, HI-Virus) nur in den ersten Stunden, allenfalls Tagen verhindert werden kann!

Bei einer Nadelstichverletzung ist – nach Durchführung der Erstmaßnahmen – eine umfassende Dokumentation im Hinblick auf Verletzungszeitpunkt, Art der Verletzung und (soweit bekannt) bei welchem Patienten (Personalien des Patienten) die Nadel eingesetzt wurde.

Warum ist dies so wichtig?

Die genannten übertragbaren Infektionskrankheiten (Hepatitis-B, Hepatitis C, HIV) haben lange Inkubationszeiten.
Eventuell spätere Ansprüche des Verletzten gegenüber der zuständigen Berufsgenossenschaft, lassen sich nur bei korrekter Dokumentation verlässlich durchsetzen!

 

Angenommen, die Herkunft der Nadel, mit der die Verletzung erfolgte, sei unbekannt. Welche Maßnahme ist dann im Hinblick auf die Vorbeugung einer Hepatitis-B-Infektion sinnvoll? 

Bei fehlender Impfung des Verletzten (der Verletzten) gegen Hepatitis-B, wird möglichst rasch gegen Hepatitis-B eine Impfung durchgeführt. Darüber hinaus erfolgt eine sogenannte passive Impfung mit Hepatitis-B Immunglobulin.

 

Zur Klärung, welches Infektionsrisiko vom Patienten ausgeht, sollten welche Fragen geklärt werden?

Frühere Bluttransfusionen,
Risikogruppe (Drogenkonsument, Homosexualität….)
Herkunftsland des Patienten

 

Nach einer Nadelstichverletzung ist es oft möglich, die Nadel einem bestimmten Patienten (dem sogenannten Spender) zuzuordnen. Sinnvoll ist es, auch dessen Hepatitis-B, Hepatitis-C und den HIV-Status unverzüglich zu bestimmen.

Was müssen Sie dabei jedoch unbedingt beachten?

Der HIV-Test (Anti-HIV-AK) darf nur nach vorliegendem Einverständnis durch den Patienten vorgenommen werden!

 

Welche Laboruntersuchung sollte unverzüglich nach der Verletzung bei dem Verletzten vorgenommen werden?

  • Hepatitis-B, Hepatitis-C und den HIV-Status sollten beim Verletzten unverzüglich bestimmt werden.

  • Unter anderem ist auch diese Untersuchung für die Realisierung späterer Ansprüche gegenüber der Berufsgenossenschaft sehr wertvoll! 

 

Weiter oben hatten wir gelernt, dass bei einem ungeimpften Verletzten und unbekannter Quelle der Nadel, eine aktive Hepatitis-B-Impfung, sowie zusätzlich eine Hepatitis-B-Immunglobulingabe als passive Impfung sinnvoll ist.

Was können Sie zur Prophylaxe einer Hepatitis C Infektion nach einer Nadelstichverletzung tun?

Eine Hepatitis C Impfung gibt es bisher nicht!  Daher ist es wichtig, eine Hepatitis C Infektion frühzeitig zu erkennen. Dies ist durch regelmäßige Laboruntersuchungen möglich.
Bei nachgewiesener Hepatitis C Infektion ist heute eine Therapie der Hepatitis C Infektion möglich!

 

Was ist zu tun, wenn die Nadel mit der die Verletzung erfolgte, einem HIV-positiven Patienten zuzuordnen ist?

Auch im Hinblick auf die HIV-Infektion ist eine Impfung nicht möglich! Möglich ist jedoch eine medikamentöse Prophylaxe. (Sogenannte Postexpositionsprophylaxe).

Bei dieser antiretroviralen Therapie kann die Vermehrung der HI-Viren gehemmt werden, ohne dass jedoch eine Erkrankung AIDS sicher ausgeschlossen werden kann!

Nach den bisherigen Ausführungen leuchtet es unmittelbar ein, dass die beste Therapie der Nadelstichverletzung die Vorbeugung einer Nadelstichverletzung ist. Daher werden vor allen Dingen in mündlichen Prüfungen häufig Situationen simuliert, in der eine i.m. Injektion oder eine Blutabnahme praktiziert werden soll.

Bei einer solchen Aufgabe muss der Kandidat (in) an eine Vielzahl von Fallstricken denken.

So unter vielem anderen, ob der Patient mit der vorgeschlagenen Maßnahme einverstanden ist, ob die Indikation zu der vorgesehenen Maßnahme stimmt, keine Kontraindikationen seitens des Patienten vorliegen, die notwendigen Desinfektionsmittel zugelassen und noch nicht abgelaufen sind, ob die für die Blutabnahme oder für die i.m. Injektion notwendigen Kanülen und Spritzen steril verpackt sind, das Haltbarkeitsdatum noch nicht abgelaufen ist…….

Um auf dieser Seite konzentriert auf das Thema Nadelstichverletzung zu bleiben, sei unterstellt, Sie hätten all diese Aspekte bereits geprüft und könnten nun mit einer Blutabnahme oder einer i.m. Injektion beginnen. Der Prüfer fordert Sie nun auch auf noch einmal auf, die Technik der Blutabnahme (oder der i.m. Injektion) zu demonstrieren. Sollten Sie in dieser Situation dies wirklich tun?

Nein!   Lassen Sie eine auf einem Tisch gelegene Spritze mit Nadel unbedingt liegen!
Bitte machen Sie den Prüfer darauf aufmerksam, dass sie nur dann eine i.m. Injektion oder Blutabnahme durchführen, wenn auch die korrekte Entsorgung der benutzten Gerätschaften gewährleistet ist!
Machen Sie darauf aufmerksam, dass gemäß einer EU-Richtlinie Injektionsnadeln nur in deutlich gekennzeichneten und technisch sicheren Behälter entsorgt werden dürfen.

Nehmen wir nun weiter an, dass in dieser simulierten Prüfungssituation ein entsprechender Entsorgungsbehälter mit entsprechender Kennzeichnung vorhanden ist und der auch noch nicht voll ist.

Der Prüfer zieht – in der simulierten Prüfungssituation – nun einmal die Schutzhülle (die Kappe) von der Spritze ab und fordert Sie auf, zu zeigen, wie denn die Nadel bei einer Blutabnahme gehalten bzw. gedreht werden muss! Wissen Sie, was mit der Frage gemeint ist?

Eine Nadel muss zur Blutabnahme mit der abgeschliffenen Seite nach oben in die Vene eingeführt werden.

Der wirkliche Clou der Prüfungssituation kommt jedoch, nachdem Sie gezeigt haben, wie die Nadel bei der Blutabnahme zu drehen ist……

Der Prüfer fordert Sie nun auf:….. "Ach stecken Sie doch die Kappe auf der Spritze zurück!"

Wie verhalten Sie sich bei dieser Aufforderung?

Folgen Sie unter keinen Umständen dieser Aufforderung des Prüfers, die Schutzkappe auf die Injektionsnadeln zurück zu stecken!
Ein solches Wiederaufsetzen (im neudeutschen auch als Recapping bezeichnet) ist ein sicherer Weg, die Prüfung in den Sand zu setzen!
Führen Sie statt eines Recappings aus, dass gemäß der EU-Richtlinie ein Recapping verboten ist!

 

 

 

Abschließend der Prüfungssituation fragt der Prüfer Sie nun, welche sonstige vorbeugende Maßnahmen Sie noch ergreifen, um Kanülenverletzungen zu vermeiden?  

Erwähnen Sie auf diese Frage, dass alle gebrauchten Kanülen sofort nach Gebrauch (ohne Verpackung) in den vorgesehenen Wegwerfbehälter für Kanülen geworfen werden müssen und das der Wegwerfbehälter regelmäßig entleert werden muss, um zu verhindern das aus dem Behälter Kanülen herausstehen.
Erwähnen Sie zusätzlich, dass bei einem denkbaren Kontakt mit Patientenblut, grundsätzlich Handschuhe getragen werden sollten.
Erwähnen Sie darüber hinaus, dass Personen, die direkt mit Patienten Kontakt haben (zum Beispiel bei Blutabnahme), möglichst gegen Hepatitis-B geimpft sein sollen.
Weißen Sie abschließend darauf hin, dass bei Blutabnahme möglichst moderne Systeme zum Einsatz kommen sollten, die ein sehr geringes Verletzungsrisiko haben.

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