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Hämaturie

Was versteht man unter einer Hämaturie?

Unter einer Hämaturie versteht man das vermehrte Vorkommen von Erythrozyten – roten Blutkörperchen – im Urin. Auch ein gesunder Mensch kann bei der mikroskopischen Untersuchung des Urins vereinzelte Erythrozyten haben.

 

Welche Formen der Hämaturie werden unterschieden?

Bei dem Begriff Hämaturie unterscheidet man zwischen Makro-Hämaturie und Mikro-Hämaturie.
Bei der Makro-Hämaturie ist Blut im Urin mit bloßem Auge sichtbar. 

Ein rötlich – braun verfärbter Urin findet sich bei der Makro-Hämaturie. Etwa ein Milliliter Blut reicht aus, um bei einem Liter Urin eine für das bloße Auge erkennbare Verfärbung zu verursachen.

wichtiger Hinweis: Das Leitsymptom brauner Urin muss differenziert werden in: (dies ist eine häufige Prüfungsfrage!)

  • Makro-Hämaturie

  • Ikterus (hier entsteht die braune Verfärbung des Urins durch Bilirubin

Bei einer Mikro-Hämaturie ist der Nachweis entweder durch den Teststreifen oder durch eine mikroskopische Untersuchung des Urinsedimentes möglich. Die Untersuchung des Urins mit Hilfe eines Teststreifens auf rote Blutkörperchen (Erythrozyten) ist eine häufig durchgeführte Untersuchung.

 

 

 

Wann darf eine Hämaturie als gesichert gelten?

Hämaturie bei UrinprobeDie Hämaturie ist nur dann gesichert, wenn Erythrozyten im Harn zumindest mikroskopisch gesehen werden.
Auch wenn der Teststreifen positiv bei der Harnanalyse auf Blut reagiert, so ist dies zwar ein Hinweis auf Blut im Urin, aber noch kein Beweis für Blut im Urin!

Die positive Reaktion im Teststreifen kann durch eine Hämoglobinurie oder auch eine Myoglobinurie vorgetäuscht werden.

Bei einer Hämaglobinurie findet sich lediglich Hämoglobin im Urin, bei Myoglobinurie die Abbauprodukte des Muskelstoffwechsels.  (biochemisch sind das Eiweiß der Erytrhozyten - das Hämoglobin - und das Eiweiß aus Muskelzellen (Myoglobin) recht ähnlich!

 

In Prüfungen für Heilberufe (Medizinstudenten, Heilpraktiker, Pflegeberufe) wird oft die Frage gestellt, was tun Sie bei einem Patienten mit Blut im Urin?

Die Antwort auf diese Prüfungs-Frage muss dem Sinne nach stets lauten:

Bei gesicherter Hämaturie - gleichgültig ob Mikro- oder Makro-Hämaturie - muss die Blutungsquelle lokalisiert werden. Bis zum Beweis des Gegenteils ist jede Hämaturie tumorverdächtig.

 

Welche prinzipiellen Überlegungen müssen bei der Suche nach der Ursache einer Hämaturie bedacht werden?

Prinzipiell kann man bei der Lokalisation der Hämaturie ähnliche Überlegungen anstellen wie bei der Proteinurie. Auch hier sollte man generell unterscheiden zwischen

  • Prärenalen Ursachen

  • Renalen Ursachen und

  • Postrenalen Ursachen.

 

Welche prä-renalen Ursachen der Hämaturie kommen in Betracht?

Prärenale Ursachen sind z. B. eine gestörte Blutgerinnung, wie es bei Einnahme gerinnungsaktiver Medikamente, z. B. Marcumar®, der Fall ist.

Eine Hämaturie findet sich jedoch auch beispielsweise bei Hämophilie-Patienten.

Ein Sonderfall ist noch die Jogging-Hämaturie. Es kommt bei Langstreckenläufern häufiger zum Nachweis einer Mikro-Hämaturie.

 

Welche Beispiele für renale Ursache der Hämaturie sollte man kennen?

Intra-renale Ursachen der Hämaturie wären beispielsweise eine Glomerulo-Nephritis, wie sie als Zweiterkrankung nach einem Streptokokken-Infekt auftritt, aber auch eine sekundäre Nierenveränderung beim Diabetes mellitus oder beim systemischen Lupus erythematodes.

 

Welche häufigen Ursachen führen zu einer post-renenalen Hämaturie?

Klassische Beispiele für eine post-renale Hämaturie sind:

  • Das Harnsteinleiden ( die Urolithiasis )

  • Das Nierenkarzinom

  • Das Blasenkarzinom

  • Das Prostatakarzinom / großes Prostata-Adenom

 

Wie kann man differenzieren, ob die im Urin nachgewiesenen roten Blutkörperchen Folge einer intra-renalen Erkrankung sind oder ob die Ursache der Hämaturie post-renal liegt

Eine erste Unterscheidung, ob eine renale oder eine post-renale Ursache vorliegt ist möglich bei mikroskopischer Beurteilung der Veränderungen am Erythrozyt selber.

Finden sich bei mikroskopischer Untersuchung eine Vielzahl verkrüppelter - man spricht auch von dysmorphen - Erythrozyten, so spricht dies für eine renale Ursache der Hämaturie.

Also beispielsweise eine Glomerulonephritis.

Erythrozyten bei einem Nierenstein oder einem Blasenkarzinom sind meistens nicht – oder allenfalls in sehr geringer Zahl – morphologisch verändert.

 

Was versteht man unter Erythrozythen-Zylinder?

Erythrozyten-Zylinder darf man sich vorstellen als geschichtete rote Blutkörperchen, die sich im Harnsediment nachweisen lassen. Erythrozyten-Zylinder stellen praktisch einen Ausguss eines Tubulus der Niere dar.

 

Welche Schlussfolgerungen kann man aus dem Nachweis von Erythrozyten-Zylinder ziehen?

Besonders charakteristisch für eine glomeruläre Ursache der Hämaturie ist der Nachweis von Erythrozyten-Zylinder.

Einen solchen Erythrozyten-Zylinder und morphologisch veränderte Erythrozyten würde man beispielsweise bei einer postinfektiösen Glomerulonephritis finden.

Bei dieser Erkrankung kommt es, ähnlich wie beim rheumatischen Fieber am Herzen, nach einem Streptokokken-Infekt, der bereits mehrere Wochen zurück liegt, zu einem Befall der Nieren. Vorausgegangen sind meistens Streptokokken der Gruppe A.

Hier kommt es in der Niere zu Ablagerung von Immunkomplexen, die in den Kapillarschlingen des Glomerulums liegen.

Oft sind dann erste Symptome ein dunkler Urin infolge der Ausscheidung von Erythrozyten. Diese Hämaturie ist immer kombiniert mit einer Proteinurie. Häufig beobachtet man auch eine erhebliche Störung der Nierenfunktion mit Oligurie und Ödemen. (Eiweiß-Verlustniere)

Hierbei kann die Symptomatik beträchtlich variieren von einfachen fast asymptomatischen Mikro-Hämaturien bis zu Makro-Hämaturie und nephrotischem Syndrom sowie akutem Nierenversagen.

 

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