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mündliches Examen: Niere

 

 

Wenn Sie die einer mündlichen Prüfung entnommen Fragen im Prüfungs-Modus beantworten wollen, so können Sie durch Anklicken der unten stehenden Schaltfläche zunächst alle Antworten verbergen:

Die folgende Seite wurde sinngemäß nach einem Prüfungsprotokoll über eine mündliche Prüfung erstellt und aus didaktischen Gründen leicht modifiziert!

Prüfer.

Sie werden zu einem Hausbesuch zu einer 18-jährigen Frau gerufen. Die Frau berichtet, dass bei rektaler Messung ein Fieber von 39,8 °C gemessen wurde. Zeitweise – so berichtet die Frau - bestehe auch Schüttelfrost. Die Frau ist erkennbar krank. Die Frau berichtet über quälende Rückenschmerzen, die besonders auf der rechten Seite bestehen. Sie schildert, dass sie seit 3 oder 4 Tagen auch Schmerzen beim Wasserlassen habe.

Der Prüfer fragt: an welches Krankheitsbild sollten Sie dabei besonders denken? 

An eine akute Nierenbeckenentzündung.

Prüfer:

die Antwort ist richtig. Kennen Sie auch die Fachbezeichnung?

Akute Pyelonephritis

Prüfer:

Was ist genau eine Pyelonephritis?  

Die Pyelonephritis ist eine meist durch Bakterien verursachte Erkrankung des Nierenbeckens, bei der auch das Nierenparenchym mitbefallen wird.

 

 

 

Prüfer:

Sie verwenden den Begriff Nierenparenchym. Was versteht man denn ganz allgemein unter dem Begriff Parenchym (nicht nur an der Niere)?

  • In einem Organ unterscheidet man Stroma und Parenchym. Unter dem Begriff Stroma werden alle Gewebe zusammengefasst, die einem Organ Struktur, Form und Halt verleihen.

  • Unter dem Begriff Parenchym fasst man jene Gewebe eines Organs zusammen, die die spezifische Funktion des Organs leisten. Zum Beispiel in der Niere die Harnausscheidung.   

 

Prüfer.

Zurück zu Pyelonephritis. Wie sind Sie auf die Diagnose – Pyelonephritis – bei der 18-jährigen Frau gekommen?

Ich denke bei jedem akutem Krankheitsbild, das mit Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen sowie Rückenschmerzen oder Flankenschmerzen einhergeht, an eine Pyelonephritis.

Bei der akuten Pyelonephritis handelt es sich um ein schweres Krankheitsbild mit meist hohem Fieber und Schüttelfrost. Die Rückenschmerzen liegen meist etwas neben der Wirbelsäule in der Flanke. Bei Untersuchung ist die befallene Niere sehr klopfempfindlich.  

 

Prüfer.

Wie entsteht eine Pyelonephritis? 

Die Pyelonephritis wird meist durch Bakterien verursacht. Sehr häufig durch Darmkeime wie z. B. Escherichia coli. Diese Darmkeime steigen über die Harnröhre zunächst in die Harnblase und verursachen dort einen unteren Harnwegsinfekt.
Typisch für diesen unteren Harnwegsinfekt – also den Infekt der Harnblase – ist das Brennen beim Wasserlassen oder der Schmerz beim Wasserlassen.
Aus der Harnblase können die Bakterien über den Harnleiter bis ins Nierenbecken und dann ins Nierenparenchym aufsteigen.

 

Prüfer:

Ist es Zufall, dass in der Krankengeschichte eine Frau als Patientin geschildert wurde?

Vermutlich nicht!
Frauen sind häufiger von einer akuten Pyelonephritis betroffen als Männer. Über die kürzere Harnröhre bei Frauen können Bakterien leichter die Harnblase erreichen.

 

Prüfer:

Kennen Sie denn auch noch andere Risikofaktoren, die gehäuft zu einer Pyelonephritis führen?

Das sind alle Erkrankungen, die mit einer Schwächung des Immunsystems einhergehen.
Beispielhaft seien hier genannt: der Diabetes mellitus, die HI-Infektion oder ein fortgeschrittenes Tumorleiden.

 

Prüfer:

 Die genannten Gründe sind richtig; aber keineswegs ist die bisher von Ihnen genannte Aufzählung ausreichend. Denken Sie auch einmal an mechanische Gründe!

Weitere Gründe sind Störungen des Harnabfluss. Zum Beispiel Nierensteine oder Blasensteine. Und speziell beim Mann auch eine stark vergrößerte Prostata.
Insbesondere muss aber auch mit einer Blasenentzündung (Zystitis) gerechnet werden, wenn ein Harnblasenkatheter gelegt wurde oder diagnostische Maßnahmen, wie eine Blasenspiegelung, erfolgt sind. Die Bakterien in der Harnblase können dann wiederum über den Harnleiter in die Niere aufsteigen.

 

Prüfer:

Sie haben damit die wichtigsten Risikofaktoren für eine Pyelonephritis genannt.

Zwei Besonderheiten haben sie nicht aufgezählt: die Pyelonephritis während der Schwangerschaft und den vesicorenalen Reflux. Erklären Sie doch einmal, was mit dem Begriff – vesicorenaler Reflux – gemeint sein könnte?

Beim vesicorenalen Reflux fließt Urin gegen die übliche Flussrichtung von der Blase in den Harnleiter zurück und von dort zurück in Richtung Nierenbecken.
Bei dem vesicorenalen Reflux gelangen also Bakterien aus der Blase über den Harnleiter in die Niere.

 

Prüfer:

Kommen wir noch einmal zurück auf die 18-jährige Patientin mit einer Pyelonephritis. Wie könnten Sie ihre Diagnose einer Pyelonephritis durch einfache Untersuchungen bei einem Hausbesuch noch weiter erhärten?

In sehr schweren Fällen findet man im Urin eine Eiteransammlung. Dann ist der Urin trüb verfärbt. Sicherer ist jedoch die Urinuntersuchung mit einem Urinteststreifen.
Mithilfe des Urinteststreifen lassen sich zum Beispiel Leukozyten im Urin nachweisen. Außerdem wäre der Nachweis von Nitrit im Teststreifen ebenfalls ein Hinweis auf eine bakterielle Infektion.
Viele Erreger von Harnwegsinfektionen produzieren Nitrit, das mit einem Teststreifen nachgewiesen werden kann. Im Blutbild wäre eine Erhöhung der Leukozyten sowie der Blutsenkung und der CRP zu erwarten.

 

 

 

Prüfer: 

Was würden Sie bei der Patientin mit der akuten Pyelonephritis therapeutisch veranlassen!

Eine akute Pyelonephritis muss mit Antibiotika behandelt werden. Da sämtliche Antibiotika verschreibungspflichtig sind, schließt dies eine Behandlung durch den Heilpraktiker aus.

Eine unverzügliche Zuweisung zur ärztlichen Behandlung wäre im berichteten Fall der 18-jährigen Frau angezeigt.  

Prüfer:

Nun kann das Krankheitsbild einer Pyelonephritis auch chronisch verlaufen. Als chronische Pyelonephritis. So etwas ist besonders bei abwehrgeschwächten Patienten möglich.

Kennen Sie über die von ihnen schon genannte Urinuntersuchung mit einem Urinteststreifen noch weitere Untersuchungen, die gerade bei Verdacht auf eine chronische Pyelonephritis sinnvoll sein könnten? 

Mithilfe einer Urinkultur lässt sich die Zahl der Keime im Urin bestimmen. Dies geschieht heute meist mit dem Uricult-Test. Hierfür wird Mittelstrahlurin in einen Becher aufgefangen und der fertig vorbereitete Nährboden in den Urin getaucht und dann wird der Urin 24 Stunden bebrütet. Ein Keimnachweis von über 100.000 Keimen pro ml ist dabei sicher pathologisch.

Ganz wichtig!
Dies ist jedoch ein Test für die Arztpraxis oder die Klinik. Ein Heilpraktiker ist nicht befugt eine Bakterienkultur anzulegen.

 

Prüfer:

Völlig richtig und sehr wichtig, dass Sie dies auch sagen! Wo ist geregelt, dass der Heilpraktiker keine Bakterienkulturen anlegen darf?

Im Infektionsschutzgesetz und zwar im Paragraf 44 des Infektionsschutzgesetzes.

 

 

 

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